Interview: HYENAH, FLOYD LAVINE & DEDE - AFRICAN ODDS FOR BERLIN
Dass der Umgang mit Trommeln und Rhythmen auf dem afrikanischen Kontinent erfunden wurde, steht außer Frage, ebenso wie es klar ist, dass die dortigen Musiker seit Ewigkeiten am Experimentieren mit elektronischen Beats sind. Innerhalb der neuen Rise-Partyreihe, zu der das Watergate (seit Beginn des Jahres) alle acht Wochen am letzten Samstag des Monats einlädt, waren schon Künstler wie Culoe De Song, Da Capo, Raoul K und Africaine 808 Live zu Gast.
Die drei RISE-Residents HYENAH, FLOYD LAVINE und DEDE haben sich auf die Fahnen geschrieben, Housemusik-Künstler einzuladen, die aus (Süd-)Afrika stammen - oder von dort stark beeinflusst sind - und ihnen ein Forum zu geben. Der Sound dieser Nächte hat seinen Ursprung u.a. in den Townships von Kapstadt, in denen die traditionelle Musik der schwarzen Community mit klassischem House und europäischen Produktionstechniken verschmelzen. Zur dritten Ausgabe von „RISE“ darf man sich auf MANOO freuen, der zusammen mit MR RAOUL K spielen wird, wie auch auf TSEPO, der sich als Resident im Trouw in Amsterdam einen Namen machte. Support kommt vom Berliner AFRIQUA. Aber vorher haben wir das glorreiche Trio sich gegenseitig ein paar Fragen stellen lassen befragt:
Hallo Ihr Drei, bitte stellt euch kurz vor.
Dede: Ich liebe Tanzen und liebe
es Leute zum Tanzen zu bringen. Meine Vorfahren auf einer Seite meiner Familie
waren von den Kap Verden, einer Inselgruppe vor der Küste Senegals, die andere
Seite kommt aus Norddeutschland und Dänemark, also eine ziemliche Mischung und
das beeinflusst auch meinen Musikgeschmack und das Auflegen. Ich spiele gerne
Sets, die House, Techno und Afrobeat kombinieren und rhythmisch
abwechslungsreich sind. Ich bin froh und dankbar, dass ich das bei Rise
regelmäßig ausleben kann.
Floyd:
Mein Name ist Floyd Lavine. Ich bin ein afrikanischer
Nomade, Entdecker und Erforscher des Wunderlandes namens Erde. Meine Mission
ist es, die Klänge meiner Reise mit jedem den ich treffe zu teilen. Meine
Wurzeln liegen in Südafrika, aufgewachsen bin ich in Kapstadt. Meine Musik lebt
vom Groove, denn der Rhythmus ist für mich die Essenz meiner Sounds und das ist
der afrikanische Einfluss, den meine Musik in sich trägt.
Hyenah:
Ich bin die Hyenah und ich liebe vor allem südafrikanischen
Deep House. Der besondere Groove, der immer positive Vibe, die Wärme und
Emotionalität sind für mich etwas ganz besonderes und schon fast Heiliges. Für
mich bringt Deep House aus (Süd-)Afrika einen unglaublich frischen Wind in den
aktuell dominierenden Deep und Tech House Zirkus. Dieses Neue ist nicht nur
spannend, sondern auch deep und dabei doch irgendwie leicht zugänglich. Ich
finde südafrikanischer House hat es wirklich verdient, eine grössere
Aufmerksamkeit zu erhalten. Wenn ich Musik produziere, lote ich das weite Feld
zwischen den Rhythmen, Sounds und Grooves Südafrikas, Europäischer Präzision,
Experimentierfreude und Engineering und amerikanischer Direktheit aus. Dabei ist aber immer der Groove
King.
Hyenah fragt Floyd:
Was
bedeutet RISE für dich persönlich, als DJ und als Südafrikaner?
Für mich bedeutet Rise ausdrucksstarke, finger-lickin'
Musik zum Bootyshaken, zum Erkunden und Abgehen. Es ist die Verbindung zwischen
dem zeitgenössischen urbanen Sound der Straßen Afrikas und Europa. Für mich als
DJ gibt mir dieses Format eine Plattform, die mir gestattet, meine
musikalischen Einflüsse zu präsentieren und ein Publikum zu erreichen, das ich
normalerweise so nicht hätte. Rise ist für uns Residents eine Möglichkeit,
unsere musikalische Landschaft zu erforschen und zu teilen.
Dede fragt Hyenah:
Gab es ein bestimmtes Event, das Dich zu dem Sound
gebracht, den Du heute machst?
Ja, diesen Event gab es wirklich! Vor 5 oder 6 Jahren war
ich in Durban während des Durban July, dem grössten und wichtigsten
Pferderennen im südlichen Afrika. Die ganze Stadt ist dafür auf den Beinen,
putzt sich raus und feiert Extravaganz. Alle. Nicht nur die Reichen oder
Weissen. Gleichzeitig findet ein grosses Musikfestival statt namens FACT DURBAN
ROCKS. Meine Freunde und Deep House Heads Sahin Meyer haben mich dorthin
mitgenommen und es hat mir sofort die Schuhe ausgezogen. Der Enthusiasmus des
Publikums, der Vibe, die Freude, Intensität, Offenheit und auch Qualität der
lokalen Musik sind einfach nur unbeschreiblich. Um nur ein Beispiel zu nennen:
Die 4000-5000 Leute im Publikum des kleinen Floors fangen bei
Instrumentaltracks spontan an zu chanten. Zum Teil sogar in einem Frage &
Antwort Pattern, das auf dem Floor hin und her wandert. Ich hatte den ganzen
Abend Gänsehaut.
Ich glaube ihr könnt Euch vorstellen, wie grossartig es
für mich war, dieses Jahr an Sylvester auf genau dem Floor auf dem FACT DURBAN
ROCKS Festival auflegen zu dürfen.
Floyd fragt Dede:
Was ist dein Lieblingsgericht aus Afrika und
was ist das beste afrikanische Restaurant in Berlin?
Ich hab ein paar Lieblingsgerichte aus afrikanischen
Ländern, hier sind zwei davon:
Fufu mit Ziegenfleisch. Man isst Fufu
mit der Hand, das macht Spaß und ist lecker.
Cachupa, das
Nationalgericht aus Kap Verde. Es ist sehr nahrhaft und macht dich stark!
Ich weiß nicht, welches das Beste ist, aber ich geh sehr gerne zu Senegambia in der Reichenberger Straße, ich bring da oft Freunde oder Besucher hin.
Hast Du Lust uns zu verraten, was deine neueste musikalische Entdeckung ist?
Dede: Idris Muhammad “Camby Bologno” und das ganze Album
“Turn this Motha Out”
Was sind Deiner Meinung nach die Zutaten, die man braucht, um einen ganz besonderen Event zu kreieren?
Floyd Lavine: Ich glaube, um so eine besondere Nacht zu feiern, müssen nur ein paar Zutaten richtig zusammengemixt werden... Es beginnt beim freundlichen und respektvollen Einlasspersonal, dem Management des Ladens, der Barleute und so weiter… Dann kommt die Musik dazu, die die Stimmung der Nacht tragen wird, und natürlich ist eine tolle Location hier genauso wichtig wie das liebenswerte Publikum, das Lust auf Booty-Shaking haben sollte. Wenn alle Zutaten ausgewogen zusammenkommen, dann wird es meiner Meinung nach eine „Special Night“. Wir sind besonders glücklich und fühlen uns privilegiert, im Watergate zu Hause sein zu dürfen, einem Laden, der voller Integrität geführt wird, so dass wir die Chance haben, uns ausdrücken zu können.
Wir fühlt es sich unter der Maske an?
Hyenah:
So schwitzig! Glaub mir, es ist schwieriger, als Du Dir vorstellen kannst. Aber es fühlt sich auch grossartig an, Hyenah zu werden, jemand ganz anderes. Manchmal sind Masken ziemlich kraftvoll, du weißt was ich meine.